Katharina Peters: Dünenmord

Romy Beccare ermittelt wieder

Wer hätte gedacht, dass es im beschaulich wirkenden Rügen so von Verbrechern wimmelt? Gerade hatte ich mich vom ersten der bisher vier erschienenen Bände der Rügen-Reihe von Katharina Peters, Hafenmord, erholt, da ging es in Band zwei, Dünenmord, schon wieder voll zur Sache: Im vorweihnachtlichen Rügen, am Strand in Göhren, wird die Erzieherin Monika Sänger ermordet aufgefunden. Sie wurde  misshandelt und anschließend ins Wasser gezogen, wo sie schwer verwundet ertrank. Alle Spuren weisen auf einen hasserfüllten Täter hin.

Romy Beccare, die junge Münchner Ermittlerin mit neapolitanischem Vater und manchmal ebensolchem Temperament, und ihr Team ermitteln zunächst in Richtung dessen, was Monika Sänger zuletzt stark beschäftigte: Ihr Bruder Rolf, der in der DDR den Kriegsdienst verweigerte, wurde als „Spati“ (= Bausoldat) beim Bau des Mukraner Hafens unter menschenunwürdigen Bedingungen eingesetzt und verunglückte dabei 1984 – angeblich bei einem Arbeitsunfall. Während zunächst vieles darauf hindeutet, dass Monika Sänger bei ihren Recherchen alte Wunden aufgerissen hat, weist plötzlich eine wiederhergestellte SMS auf ihrem Handy in eine ganz und gar andere Richtung… Der Fall wird immer verwirrender, die Anzahl der Verdächtigen mit Tatmotiv steigt sprunghaft an: „Das aktuelle Geschehen hatte Vorrang und entwickelte sich zu einem echten Sisyphus-Fall. Immer wenn ein Täter in greifbare Nähe gerückt war, tauchten überzeugende Gegenargumente auf, die einen neuen oder doch zusätzlichen Ermittlungsansatz erforderten“. Wie auch schon in Hafenmord verschwimmen die Grenzen zwischen Täter und Opfer immer mehr…

Was mir an dieser Krimi-Reihe besonders gefällt, ist das harmonische Team um die sympathische Chefin Romy Beccare, in dem vollkommen unterschiedliche Ermittlertypen reibungslos und effektiv zusammenarbeiten und sich die Kollegen mit all ihrer Andersartigkeit respektieren und wertschätzen. Selbst der Oberstaatsanwalt in Stralsund ist ausnahmsweise nicht das blockierende Ekel, wie sonst so häufig, sondern unterstützt das Team nach Kräften. Welch angenehme Ausnahme!

Daneben bietet der Krimi genau wie der erste Band interessante Rückblicke in die DDR-Vergangenheit, durchgängige Spannung, eine angenehme Sprache und nicht zuviel Lokalkolorit.

Katharina Peters: Dünenmord. Aufbau 2013
www.aufbau-verlag.de

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